Die Bedeutung der musikalischen Erziehung heute – Musik ist, solange Mensch ist
Auszug eines Zeitungsartikels in der Laberzeitung vom 29.10.2015 über eine Festansprache des ehem. bayerischen Kultusministers Prof. Dr. h.c. Hans Zehetmair
„[...] Die Bedeutung musikalischer Erziehung habe bereits der griechische Philosoph Platon vor 2000 Jahren erkannt. ‚Die Musik ist der wichtigste Teil der Erziehung. Rhythmen und Töne dringen am tiefsten in die Seele und erschüttern sie am gewaltigsten.‘ Und Dirigent Daniel Barenboim knüpfte daran an: ‚Musik kann zur Schärfung politischer Intelligenz beitragen.‘ Wissenschaftliche Studien in der Pädagogik, der Psychologie und zuletzt der Neurowissenschaft hätten überzeugend versucht, die Wichtigkeit der musikalischen Erziehung für die kognitive Entwicklung der Kinder zu belegen, so Zehetmair. Musik bilde das Gedächtnis, verbessere die Sprachfähigkeit und steigere die allgemeine Intelligenz.
Musik sei zweifellos ein nützlicher Gehirntrainer. Sie fordere das menschliche Gehirn in komplexer Weise heraus, weil beim Musizieren Hören und Sehen, Fühlen und Tasten, Bewegung und Koordination, Imagination und Kreativität in besonders intensiver Weise miteinander verbunden werden. Insofern sei das Beste, was einem Kind geboten werden könne, zu ihm und mit ihm zu singen, zu spielen und zu tanzen.
Mit der Musikerziehung werde die humane Personalisation gefördert, junge Menschen zu Schöpfern der Kultur gemacht, meinte der Festredner. Vor allem beim aktiven Musizieren werde die persönlichkeitsbildende und sozialintegrative Kraft der Musik deutlich. Zahlreiche Projekte [...] zeigen, dass mit Hilfe des Musizierens die Kommunikationsfähigkeit verbessert, Motivation und Selbstwertgefühl gesteigert, Aggression abgebaut und interkulturelles Verständnis gefördert werden. Unbedingt zu erwähnen sei auch noch die therapeutische Funktion des Musizierens und Musikhörens. ‚Musik ist alltägliche Lebenshilfe‘, sagte der Professor. Insbesondere die primäre musikalische Betätigung, das Singen, besitze heilpädagogische und psychotherapeutische Kräfte. Die Lust zu singen und zu musizieren könne lebensprägend sein. ‚Manchmal ist es besser, nicht mit Hilfskonstruktionen zu begründen, warum Musik notwendig ist, warum sie gebraucht wird.‘ Es genüge darauf hinzuweisen, dass Musik Ausdrucksfunktion des Menschlichen ist und Verzauberungsfunktion zum Gewinnen von Mitmenschen hat.
‚Wir sollten die eigentliche Bedeutung der Musik stets präsent halten: Musik ist, solange Mensch ist‘, so Zehetmair. [...]“