„Sprache ist und bleibt das zentrale Mittel der Verständigung in unserer Lebenswelt. Das Beherrschen von Sprache in Wort und Schrift ermöglicht Selbstbestimmung, Welterschließung, Toleranz und Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Geschehen der Zeit.“
(entnommen aus: https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/gymnasium/deutsch (16.09.21))
Wie im obigen Zitat aus dem Fachprofil für das Fach Deutsch im LehrplanPLUS des bayerischen Gymnasiums formuliert, liegt die primäre Anforderung unseres Faches darin, dass Lernende dazu befähigt werden, ein Verständnis für sich, für andere und letztlich auch für die ganze Welt entwickeln zu können. Die Umsetzung dieses hehren und durchaus auch idealistischen Ziels sehen wir Lehrkräfte im Fach Deutsch am Burkhart-Gymnasium aber durchaus als unsere Aufgabe an.
Denn die Vermittlung, Vertiefung und Verfeinerung der zentralen Kulturtechniken des Lesens und Schreibens – ob mit Deutsch als Muttersprache oder als Zweitsprache – befähigt unsere Schüler:innen nicht nur dazu, als Menschen ein toleranter und sozialer Bestandteil einer modernen Gesellschaft zu werden; sondern das Lesen und Schreiben in seiner kompetenten Art und Weise schafft für sie auch die Grundlage dafür, dass sie die Herausforderungen und Lernziele in allen anderen Fächern meistern und bewältigen können. Deutsch ist mit seiner Vermittlung der sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen ein Leitfach.
Konkreter bemühen wir uns als Deutsch-Lehrer:innen am BGM darum, dass alle Kinder und Jugendlichen, die bei uns durchgehend in allen Jahrgangsstufen im Fach Deutsch unterrichtet werden, die Fähigkeiten entwickeln, wirklich verstehend zuzuhören und das Sprechen mit anderen sowie vor anderen immer versierter einsetzen zu können.
Weiterhin zielt unsere Arbeit darauf, bei den Schüler:innen die Fähigkeiten zu schulen, literarische Texte oder Sachtexte in all ihren Informations- und Deutungsebenen zu verstehen. Hierbei möchten wir auf zeitgemäße Art das ganze Spektrum von klassischen Schullektüren und Theaterinszenierungen bis hin zu modernen Romanen, Hörtexten, Filmen und neuen digitalen Medien abdecken; das geschieht nicht nur, weil es im LehrplanPLUS derart gefordert wird, sondern weil wir selbst eine echte Begeisterung für all diese Bereiche empfinden.
Um den Schüler:innen eine produktive intellektuelle Entwicklung zu ermöglichen und um auch auf spätere berufliche Anforderungen vorzubereiten, liegt natürlich ein ganz wichtiges Augenmerk auf den Fähigkeiten, eigene Texte zu produzieren. Das Schreiben wird im Fach Deutsch als Prozess – inklusive dem Planen, Strukturieren von Gedanken, expliziten Formulieren und daran anschließendem Überarbeiten von Texten – verstanden. Dieses komplexe Vorgehen wird bei uns im BGM altersgemäß eingeführt, kontinuierlich aufgebaut und immer weiter vertieft. Dass am Ende als erarbeitete Kompetenz der Schüler:innen das Meistern des verpflichtenden Deutsch-Abiturs steht, ist einerseits selbstverständlich. Auf der anderen Seite sehen wir es aber auch als unsere Pflicht an, die ganz alltagstaugliche schriftlich-korrekte Kommunikation zu vermitteln.
Zuletzt möchten wir mit dem Unterricht im Fach Deutsch – logischerweise immer auch im Zusammenspiel mit all den anderen beteiligten Fächern – dazu beitragen, dass unsere Schüler:innen mündige Persönlichkeiten mit einem vernünftigen, kritischen Blick auf sprachliche Verständigung in einer modernen Welt werden, welche die Sprache als Werkzeug der Kommunikation beherrschen und darüber reflektieren können.
Am bundesweiten Vorlesetag, einer Initiative der Wochenzeitung „Die Zeit“, der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn, wird in vielen Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland vorgelesen. Heuer fand diese Aktion am 17.11. bereits zum vierzehnten Mal statt.
Bereits zum dritten Mal stellte sich Yannick Waitz (mittlerweile Klasse 10a) als Vorleser zur Verfügung. Der Klasse 5b, die er auch als Tutor betreut, las er aus dem Buch „Gespensterjäger“ von Cornelia Funke mit gewohnter Souveränität vor. Sofia Burkert und Anna Fuchs (beide 7b) gaben wie im letzten Jahr einen lebhaften Einblick in ihr Lieblingsbuch „Der Sommer, in dem wir alle über Bord gingen“ von Beate Dölling, wobei sich unter den Zuhörern der Klasse 5a auch ihre beiden Schwestern befanden. Mit seinem lebendigen Vortrag aus Anja Fröhlichs Buch „Danke, wir kommen schon klar“ konnte Maximilian Maier (Klasse 7b), Sieger des letztjährigen Vorlesewettbewerbs am BGM, die Klasse 5c sichtlich begeistern.
Nach der Lesung bekamen die Vorleser eine Urkunde, ein kleines Präsent und viel Applaus.
Birgit Plank
Am 17.5.2017 lernten die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen den aus Wesel stammenden Schriftsteller Oliver Uschmann kennen. Dieser war im Rahmen einer von der Stadtbibliothek Straubing initiierten Lesereise ans BGM gekommen, um die Charaktere seiner „Finn“-Trilogie durch seinen authentischen Vortrag lebendig werden zu lassen. Dies ist ihm auch gelungen, was durch einen wahren Ansturm von interessierten Fragen am Ende der Lesung deutlich wurde. Der Grundstein für eine erfrischende Sommerlektüre am Schuljahresende ist gelegt!
Am 09.05.2016 durften die Schüler der 10. Klassen an einer Autorenlesung teilnehmen. Lotte Kinskofer las aus ihrem Werk „Aufgeflogen“ vor.
Das Buch handelt von der Beziehung des Protagonisten Christoph zu seiner Freundin Isabel. In einem der zwei parallel laufenden Handlungsstränge wird in Rückblenden erzählt, wie sich die beiden kennengelernt haben. Anscheinend verheimlicht ihm Isabel zunächst gewisse In-formationen bezüglich ihrer Herkunft und Familie. Nach und nach findet Christoph heraus, dass sie und ihre Mutter illegal in Deutschland leben und deshalb jeglichen Kontakt mit den Behörden meiden müssen, da ihnen bei einer Entdeckung die Abschiebung droht. Der zweite Handlungsstrang beginnt damit, dass sich Isabel nach dem gewaltsamen Tod des Hausmeis-ters des Hauses, in dem sie in einer Wohnung mit ihrer Mutter lebt, hilfesuchend an Christoph wendet. Eine Befragung durch die Polizei wäre aufgrund ihres illegalen Aufenthalts fatal. Der Junge versucht, Isabel und ihre Mutter zu unterstützen, verschlimmert aber teilweise noch deren Lage durch sein naives Verhalten. Dadurch wird auch seine Beziehung zu Isabel, die zwischenzeitlich verdächtigt wird, den Hausmeister getötet zu haben, auf die Probe gestellt. Nach einem dramatischen Showdown, bei dem der wahre Mörder gestellt werden kann, bleibt am Ende des Buches offen, ob sich die Beziehung zwischen Christoph und Isabel wie-der erholt oder welche Folgen auf die Figuren zukommen.
Nach der Begrüßung durch Frau Fisch stellte sich Frau Kinskofer zunächst kurz vor. Die Au-torin wurde 1959 in Langquaid geboren und studierte nach ihrem Abitur in München Germa-nistik, Anglistik und Kommunikationswissenschaft. Heute schreibt sie nach ihrer Arbeit als Redakteurin verschiedener Tageszeitungen neben Büchern hauptberuflich für das Fernse-hen, wie zum Beispiel für die Serie „Sturm der Liebe“. Anschließend informierte sie die Anwe-senden über den Inhalt von „Aufgeflogen“, da noch nicht alle Teilnehmer das Buch kannten. Dann las sie aus dem ersten Kapitel, das aus Christophs Sicht erzählt wird, vor. Die Autorin wies darauf hin, dass heute oft ernste Themen mit Humor verbunden werden und nannte als Beispiel „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green. Es folgten Lesungen von Abschnitten aus dem zweiten Kapitel sowie ein kurzer Ausblick auf die anschließende Hand-lung. Abgeschlossen wurde der Vortrag mit einer Stelle aus dem fünften Kapitel.
Nach einer kurzen Pause hatten die Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen, was auch gerne genutzt wurde. Dabei interessierte hauptsächlich die Entstehung des Buches. Lotte Kinskofer hob hervor, dass die Idee des Romans nicht durch aktuelle politische Ereignisse zustande kam. Im Gegensatz zu den in Asylbewerberheimen Lebenden, die aufgrund von Krieg und Verfolgung ihre Heimat verlassen, sind Isabel und ihre Mutter keine anerkannten Asylbewerber, sondern leben illegal in Deutschland. Die Zahl solcher Menschen in Deutsch-land ist unbekannt, sie wird allerdings auf zwei Millionen geschätzt. Lotte Kinskofer ist der Meinung, dass dieses Thema und ihre zugrunde liegende Problematik zu lange todgeschwie-gen wurden und durch Bücher darauf aufmerksam gemacht werden sollte. Sie findet, dass dies auch Außenstehenden helfen kann, passend mit einer Situation umgehen zu können. Die Idee zum Buch entsprang einem Zeitungsartikel über ein Mädchen aus Ghana, das das deut-sche Abitur mit Bravour meisterte. Jedoch wurde anschließend bemerkt, dass sie auch illegal in Deutschland lebte. Ferner bekamen die Schüler Einblicke in die Recherchearbeiten, die mit dem Schreiben verbunden sind. Frau Kinskofer hatte beispielsweise weitere Zeitungsartikel zu diesem Thema gelesen und mit Juristen und Betroffenen gesprochen. Die Autorin meinte, es daure ungefähr ein Jahr bis zum fertigen Manuskript. Sie versuche, etwa zweimal pro Wo-che zu schreiben, was ihr aber nicht immer gelinge. Frau Kinskofer gab zu bedenken, dass Isabels Figur zwei Seiten hat. Einerseits scheint sie ein temperamentvolles Mädchen zu sein, andererseits muss sie ihren wahren Charakter verbergen, um sicher zu sein, dass sie nicht zur Gefahr für sich selbst und ihrer Mutter wird. Auf die Frage, warum sie ein offenes Ende für ihren Roman wählte, antwortete sie, dass ihrer Meinung nach eine Auszeit für alle beteilig-ten Personen nötig gewesen wäre, was das Ende verzögert hätte. In diesem Fall lässt es freie Interpretationen zu und ermöglicht jedem, über das Thema nachzudenken. Die Autorin bot den Anwesenden an, sich selbst ein Ende auszudenken und ihr dieses zukommen zu lassen. Sie würde es durchlesen und Rückmeldung geben. Weiter erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass auch der Verlag einen großen Einfluss vor allem bei dem äußeren Erschei-nungsbild eines Buches hat. Bei „Aufgeflogen“ hatte die Marketingabteilung das Titelbild ge-wählt, das der Autorin persönlich zu „partymäßig“ ist. Außerdem war ihr nahegelegt worden, den ursprünglichen Titel „Ausweglos“ zu ändern. Auch bei einigen anderen Büchern hatte Frau Kinskofer Stellen abgewandelt oder ergänzt, damit diese besser zu den Wünschen des Verlages passen. Des Weiteren erläuterte sie den Wandel bezüglich des Schreibstils. Lotte Kinskofer ist demnach auch großer Fan von älteren Werken, die den Fokus auf eine schöne Sprache anstatt auf Handlung, Spannung und Humor wie in der moderneren Literatur setzen. Als Beispiel nannte sie Schriftsteller wie Adalbert Stifter und Thomas Mann.
Abschließend bot sich noch die Möglichkeit, die mitgebrachten Bücher signieren zu lassen. Nach dieser Doppelstunde waren die Schülerinnen und Schüler beeindruckt von der vielseiti-gen Arbeit eines Autors und bestens informiert über die Entstehung eines Buches.
von Anna Folger und Maria Parzefall